Fragerunde mit dem zweiten Bürgermeister Stefan Högenauer und dritten Bürgermeister Florian Haas aus Haag i.OB.

Wie hast du die Zeit empfunden?

Stefan: Gefühlt verging die Zeit seit meinem Amtsantritt unheimlich schnell, fast wie im Flug. Als ehrenamtlicher 2. Bürgermeister kommen für mich – neben Familie und Beruf – neue, zusätzliche Aufgaben und Termine dazu. Das fordert Zeit und Energie. Nach den ersten Monaten kann ich aber sagen: ich mache das gerne und es freut mich immer wieder, wenn ich für unsere Gemeinde was tun kann. Manchmal ist schon ein gutes Zeitmanagement erforderlich, aber bisher klappt das gut, auch dank der engen Zusammenarbeit mit Florian.

Florian: Als sehr intensiv und lehrreich. Es gibt viele Termine, neben den Gemeinderats- und Ausschusssitzungen auch viele Termine als 3. Bürgermeister.

Es ist ein Spagat aus Zuhören, Lernen und Gestalten, was meine vielen Termine prägt.

 

Was genau sind deine Aufgaben als 2. Bürgermeister?

Stefan: Es geht im Grunde darum, die Bürgermeisterin zu vertreten, wenn sie verhindert oder im Urlaub ist. Die Aufgaben reichen dann von Gemeinderats- und Ausschusssitzungen vorbereiten oder leiten, laufende Verwaltungsangelegenheiten im Rathaus erledigen oder repräsentative Aufgaben wahrnehmen.

 

Was genau sind deine Aufgaben als 3. Bürgermeister

Florian: Im Grunde die gleichen Aufgaben, die auch der 2. Bürgermeister hat. In der Regel vertritt zuallererst der zweite Bürgermeister die Bürgermeisterin. Aber da Stefan und ich diese Aufgabe nebenberuflich machen und auch mit unseren beruflichen Verpflichtungen in Einklang bringen müssen, versuchen wir die Aufgaben zwischen uns beiden aufzuteilen. Es gibt auch immer wieder Termine, bei denen wir alle drei, Sissi, Stefan und ich, uns austauschen und versuchen gemeinsam mit der Verwaltung Lösungen zu aktuellen Themen zu finden, die dann dem Gemeinderat vorgestellt und zur Abstimmung vorgelegt werden.

 

Du bist schon sehr lange im Gemeinderat. Wie hat sich die ehrenamtliche Arbeit im Laufe der Zeit verändert?

Stefan: Viele Themen wie z.B. Wasserversorgung oder Bauangelegenheiten begleiten mich all die Jahre. Aber es hat sich doch einiges verändert, seit ich 2002 das erste Mal in den Gemeinderat gewählt wurde. Die Gesellschaft ist heute viel digitaler, Informationen leichter verfügbar. Soziale Medien wie Facebook, die heute auch in Haag allgegenwärtig sind, gab es zu meiner Anfangszeit noch nicht. Positiv ist hervorheben, dass die Sitzungsvorbereitung der Gemeindeverwaltung z.B. durch ein Online-Informationssystem heute viel besser und transparenter als früher ist.

 

Du bist neu im Gemeinderat. Hast Du dir das Amt so vorgestellt und wie stellt Du dir die Arbeit weiterhin vor?

Florian: Ich habe mich schon lange für die Kommunalpolitik interessiert und ja auch als Fastenprediger die letzten Jahre die Haager Politik unter die Lupe genommen.

Ich habe in meinen Fastenpredigen immer gefordert, dass persönliche Animositäten keine Rolle spielen soll im Gemeinderat und das Wohl der Haager Bürger und die Entwicklung des Ortes im Vordergrund stehen muss.

Es sieht momentan so aus, und da bin ich vielleicht auch etwas blauäugig optimistisch, dass der aktuelle Gemeinderat genau diesen Ansatz verfolgt, zwar um die Sache zu diskutieren, auch energisch, aber es bleibt auf der Sachebene und es wird nicht persönlich.

Die Gemeinde und die Haager stehen, wie alle vor großen Herausforderungen und ich denke, der Gemeinderat muss als gewähltes Gremium einen signifikanten Beitrag dazu leisten, dem Ort und den Bürgern zu helfen und nicht sich in Streitereien zu verlieren. Das gelingt dem Gemeinderat gerade sehr gut und dass muss so bleiben, um gemeinsam die Herausforderungen zu stemmen.

 

Was war dein schlimmstes Erlebnis im Gemeinderat?

Stefan: Das kann ich eindeutig beantworten: das unnötige Gezerre im Gemeinderat im Nachgang des erfolgreichen Bürgerbegehrens „Der bessere Weg“ zum Ausbau der Münchener Straße. Denn wenige Monate nach dem Bürgerentscheid hatte die Mehrheit des Gemeinderates beschlossen, den Straßenausbau aufzuschieben. Ich hatte das Gefühl, dass man dadurch den Bürgerentscheid aushebeln wollte. Gott sei Dank wurde dieser Beschluss schnell wieder revidiert und der Bürgerentscheid umgesetzt!

 

Gab es schon ein negatives Ereignis im Gemeinderat?

Florian: Nein.

 

Was war dein schönstes Erlebnis im Gemeinderat?

Stefan: Immer dann, wenn etwas geschaffen wird, dass den Leuten vor Ort hilft. Ein aktuelles Beispiel ist die Erweiterung des katholischen Kindergartens mit neuen Krippenplätzen. Und ganz besonders, wenn es dabei in sachlicher Diskussion gelingt, nicht die erste, sondern die beste Idee zu verwirklichen – so wie beim Kindergarten, wo letztlich ein Anbau realisiert wurde und der schöne, große Garten doch erhalten blieb.

Persönlich hat mich meine Wahl zum 2. Bürgermeister unseres Marktes sehr gefreut. Umso schöner war, dass ich über Fraktionsgrenzen hinweg Unterstützung für diese besondere Aufgabe erfahren habe.

 

Gab es schon ein positives Ereignis im Gemeinderat?

Florian: Als Neuling im Gemeinderat mit großer Mehrheit zum 3. Bürgermeister gewählt worden zu sein, hat mich schon beeindruckt aber auch etwas demütig werden lassen. Die Kollegen haben an den 2. und den 3. Bürgermeister auch eine gewisse Erwartungshaltung, wie auch wahrscheinlich die Haager Bürger, die über das Händeschütteln und Grußworte sprechen darüber hinaus geht.

Das ich dieses Vertrauen bekommen habe, freut mich, aber ich weiß auch, was das für Stefan und mich bedeutet.

Mir gefällt auch die Zusammenarbeit im Gemeinderat, man tauscht sich über die Fraktionsgrenzen hinweg aus. Das kann sich noch verbessern, aber der Start in die neue Legislaturperiode mit diesen vorsichtigen Annäherungen und Zusammenarbeiten stimmt mich positiv.

 

Warum engagierst du dich in der Kommunalpolitik?

Stefan: Jedes Gemeinwesen lebt davon, dass sich Leute engagieren – bei Vereinen genauso wie auch in der politischen Gemeinde. Und da wollte ich meinen Beitrag leisten, als ich in die Junge Union eingetreten bin. Und dass ich jetzt wieder, bereits zum vierten Mal, in den Gemeinderat gewählt wurde, die Haagerinnen und Haager sich also weiterhin von mit vertreten lassen wollen, ist mir weiterhin Ansporn.

Florian: Ich lebe seit meiner Geburt in Haag, meine Kinder wachsen hier auf, meine Frau arbeitet in Haag. So ein Ort ist wie eine Gemeinschaft, die einen prägt, aber auch ein stückweit trägt. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass Haag ein Ort bleibt, in dem sich Menschen wohl fühlen aber auch ein Zuhause und eine Arbeit finden.

Jeder Ort steht dazu vor ständigen Herausforderungen und ich will helfen, den Ort positiv zu entwickeln und zu gestalten.

Haag ist meine Heimat und für seine Heimat sollte man sich einsetzen.

 

Was sind deine persönlichen Ziele, bzw. was möchtest du im Gemeinderat erreichen?

Stefan: Bei vielen Sachthemen gibt es oft gute Gründe für oder gegen eine bestimmte Entscheidung. Für mich ist es entscheidend, dass der Gemeinderat offene und konstruktive Diskussionen führt und um die beste, nicht die einfachste Lösung ringt. Wenn man so Themen angeht, ist man meiner Erfahrung nach meistens auf dem richtigen Weg. Und da bin ich durchaus optimistisch, dass der neue Gemeinderat zu guten Entscheidungen kommen wird.

Florian: Wie schon gesagt, gibt es für unsere Kommune, wie für alle anderen auch, stets Herausforderungen. Mein Ziel ist es, dass auch in Zukunft der Gemeinderat, die Themen, die dem Gemeinderat vorgelegt werden, intensiv diskutiert werden, aber im Endeffekt Lösungen gefunden werden, die den Ort voranbringen und den Bürgern helfen.

Ich denke aber auch, die Aufgaben eines Gemeinderates lassen sich nicht nur auf die monatlichen Treffen im Rat oder den Ausschüssen begrenzen, sondern er oder sie muss auch außerhalb des Gremiums versuchen, dem Ort zu helfen, indem man zum Beispiel am Ort verstärkt einkauft oder sich mit den Leuten unterhält und versucht, beim Lösen von Problemen zu helfen.

 

Wer oder was gibt dir Kraft/Lädt deine Akkus wieder auf?

Stefan: Es ist zeitlich schon manchmal herausfordernd, Familie, Arbeit, ehrenamtliches Engagement und mein Amt als 2. Bürgermeister unter einen Hut zu bringen. Mir hilft es dann bei bei einem guten Buch Ruhe zu finden oder wenn ich Zeit mit der Familie oder Freunden verbringen kann.

Florian: Wie Stefan auch, fällt es mir schwer, die Familie, den Beruf, die Tätigkeiten als 3. Bürgermeister und Gemeindeart und meine Aufgaben bei der Haager Feuerwehr unter einen Hut zu bekommen.

Mein Kompass ist, dass die Familie an erster Stelle kommen muss, und man alles andere darum gestalten muss. Meine Familie erdet mich und ist gleichzeitig die Motivation, warum ich all das Machen.

 

Was machst du gern in deiner Freizeit?

Stefan: Eben Lesen, dazu im Sommer schwimmen, im Winter Skifahren.

Florian: Ich bin bei der Feuerwehr sehr eingebunden, handwerkliches Arbeiten bei meinem Bruder auf der Baustelle oder bei uns daheim hilft mir abzuschalten.

Ein gutes Buch abends oder ein schönes Abendessen mit meiner Frau, wenn die tollen Großeltern auf die Kinder aufpassen.

 

Welcher ist dein Lieblingsplatz in Haag?

Stefan: Da hab ich zwei: Meine Terrasse zuhause in Joppenpoint mit Blick auf des Haager Freibad und der Blick vom obersten Geschoss des Schlossturms auf das Haager Land.

 

Florian: Es gibt viele Orte, aber an einem Föhntag auf einem Bankerl im Stiftungswald zu sitzen und die Alpenkette hinter Joppenpoint zu sehen, ist schon cool.

 

Wie wird/hoffst du wird sich Haag in den nächsten Jahren entwickeln?

Stefan: Haag soll für Jung und Alt attraktiv sein: passender Wohnraum, Kinderbetreuung, Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeit- und kulturelle Angebote. In vielen Bereichen steht Haag gut da, und wo Nachholbedarf besteht, müssen wir uns um Verbesserungen kümmern. Das kann die Gemeinde nicht alles selbst regeln, aber sie kann vielfach Rahmenbedingungen schaffen. Aber immer mit Augenmaß und im Rahmen des finanziell Machbaren. Denn für mich kann eine nachhaltige Entwicklung nur mit gesunden Gemeindefinanzen gelingen.

Florian: Corona und die wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Folgen gilt es auch in Haag zu bekämpfen. Wir müssen die Haager Bürger und die Haager Wirtschaft und Gewerbe unterstützen, so gut es geht. Hier gilt es nicht nur zu reagieren, sondern auch pro-aktiv zu agieren.

Druck aus München wird nicht geringer werden und dabei ist es noch viel wichtiger Wohnraum und auch Arbeitsplätze für Haager Bürger, insbesondere Haager Familien zu schaffen. Wir müssen den Familien eine realistische Perspektive bieten.

Der Fokus muss auch auf der Jugend liegen, und Ihnen auch Gehör verschaffen und sie einbinden, denn sie sind die Zukunft.

Und die ältere Generation, die vieles aufgebaut hat, was wir heute als selbstverständlich ansehen, darf bei der Gestaltung eines Ortes nicht vernachlässigt werden.

Wichtig ist, dass Haag eine Gemeinschaft bleibt und sich viele dieser Gemeinschaft zugehörig fühlen und sich mit einbringen in diesen wunderschönen Ort.